Reflexionen über Veränderung

Nicht die Dinge ändern sich:

Wir ändern uns.

- Henry David Thoreau -

Home            Strategie im Dialog            Gesundheitspraxis            Taijiquan & Qigong            Forschung            Vita            Wissen

Potenziale der Veränderung

Aufgabe eines strategischen Dialogs ist die Begleitung von Veränderungsprozessen und bezieht sich somit auf die individuelle Gestaltung von zukunftsgerichtetem Wandel.

In dieser Art des philosophisch-strategischen Gesprächs werden Ressourcen erschlossen und zielgerichtet aktiviert, die der Erreichung einer erstebenswerten Zukunft dienen. Der Fokus liegt dabei auf der Freisetzung von Entwicklungspotenzialen, die in ihrer Dynamik darauf ausgerichtet sind, Transformationsprozesse auszulösen.

Die so durchlebten Prozesse zielen somit auch auf Strukturierungsvorgänge innerhalb eines Systemganzen ab. Wechselseitiges Aufeinanderbezogensein und die Interaktion zwischen verschiedenen Systemelementen sind deshalb ein wesentliches Element für den Erfolg.

Im Gegensatz zu einem Beratungsmodell, das auf die Welt übertragen und zum Ziel des Handelns erklärt wird, sollte zusätzlich ein Denken zum Tragen kommen, das eine andere Strategie von Wirksamkeit in sich birgt. Diese Art von Strategie stützt sich auf das jeder Situation innewohnende Potenzial und lässt sich von der Veränderungsdynamik dieser Situation tragen.

Wirklichkeit zeigt sich somit unter dem Blickwinkel einer kontinuierlichen Veränderung. Erst sie macht es möglich, das Spektrum der Wirkkräfte, die das Potenzial dieser Situation abbilden, einzuschätzen, das eigene Verhalten darauf abzustimmen und mit der Veränderung selbst in Einklang zu bringen.

Die Strategie sollte nun darin bestehen, den Keim eines situativen Veränderungsgeschehens aufzuspüren und die Logik seiner möglichen Entwicklungstadien auf sich wirken zu lassen. Der philosophisch-strategische Dialog unterstützt dabei die Entwicklung der Rezeptivität des Klienten, die sich in ihrer Veränderlichkeit der Wirklichkeit anpasst. Die Welt wird folglich von selbst transformiert. Die Kraft dieser transformativ-konstruktivistischen Haltung ersetzt die steuernde Perspektive.

Wer getrieben ist von seinem Wollen, blockiert die Möglichkeit, es zu erreichen. Er verkennt, wie Wirklichkeit sich realisiert. Was sich realisiert, zeigt sich nur in seiner Wirkung, und die Wirkung wird erreicht durch einen Prozess, der die Situation allmählich umwandelt und nicht von einem Ziel bestimmt ist.

(placeholder)

Zukunft als Raum der Möglichkeiten

Etymologisch bedeutet Zukunft soviel wie Kommen, Herankunft, Ankunft. In Anlehnung an K. D. Platsch und T. Fuchs wird die vitale Zukunft durch den Antrieb, die Wünsche und Triebe bestimmt. Es geht um die Erfüllung dessen, was »noch nicht« ist.

Als Verstandesmenschen definieren wir Zukunft in der Regel im Sinne einer finalen Zukunft. Wir folgen unseren Plänen und Projekten, unseren Lebensträumen und Zielen, und steuern auf deren Verwirklichung hin. In dieser Art von Zukunft überdenken wir die Spiel- und Handlungsräume unserer Möglichkeiten. Wir treffen Auswahl und Entscheidung.

Der finale Raum der Zukunft wird durch die Erfahrung der Vergangenheit, unsere Geschichtlichkeit, bestimmt. Zukunft wird zur Fortschreibung der Vergangenheit. Wir extrapolieren aus den Erfahrungen der Vergangenheit, aus unseren Gewohnheiten, Glaubenssätzen und Überzeugungen unsere Zukunft und engen sie damit stets auf das bereits Bekannte ein.

Legen wir stattdessen das, was noch nicht ist, das was sein wird, als Zukunft zugrunde, öffnet sich ein neuer, noch nicht bekannter Raum: die offene Zukunft. Dies ist ein Raum, in dem das Neue unmittelbar Platz findet. Ein nicht festgelegter, indeterminierter Raum hält die höchste Potenzialität des Neuen und damit einer wirklichen Zukunft bereit. Es ist weniger so, dass wir die Zukunft gestalten, als dass wir sie uns aneignen. Zukunft wird zu dem, was sie eigentlich ist: etwas, das auf uns zukommt. Es ist ein offenes »Noch-nicht«, das sich als freier, weiter Raum der neuen, unbekannten Möglichkeiten und eines neuen Sinns für Mögliches öffnet.

Gestaltung aus dem schöpferischen Raum aller Möglichkeiten kommt aus der offenen Zukunft. Je offener wir dem wirklich Neuen begegnen können, desto mehr Möglichkeiten öffnen sich für Gestaltung. Unsere Vorstellungen, Trends, Prognosen oder Statistiken schließen den Raum der Optionen, engen ihn ein auf bereits Bekanntes. Der Raum der offenen Zukunft öffnet sich in der Haltung des Nichtwissens, des Noch-nicht-Bekannten, mehr im Aneignen oder Empfangen, als im Machen oder gar Erzwingen.

(placeholder)

Den Abgrund überwinden

Gegenwärtig befinden wir uns vor einem Abgrund, der sich zwischen unserer Gegenwart und einem Raum glänzender Zukunftsmöglichkeiten aufspannt. Dieser Abgrund zeichnet sich durch drei Herausforderungen aus:

(1) die ökologische Herausforderung – eine anthropogenen Umweltzerstörung, Umweltausbeutung und Klimaerwärmung. Weltweit beuten wir die Regenerationsfähigkeit im Durchschnitt um das 1,7- fache aus. Der Welterschöpfungs- oder Erdüberlastungstag rückt immer weiter nach vorne. Es kommt zur Entfremdung von bzw. dem Verlust der Natur.

(2) die soziale Herausforderung – eine Verrohung, eine Polarisierung und ein Auseinanderfallen der Gesellschaft, die zum Verlust des sozialen Zusammenhalts führt. Materielles und monetäres Streben stehen noch immer im Fokus der gesellschaftlichen Erfolgsbestimmung.

(3) die geistige Herausforderung – die Anzahl von Burnout-Syndromen und Depressionen nehmen zu, was von Sinnverlust und Verlust der Wahrnehmung von Zukunftspotenzialen zeugt. Jährlich sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Krieg, Verbrechen und Naturkatastrophen zusammen.

Mit dieser Reflexion sollen konkrete Positionen festgehalten werden, mit denen wir diesen Herausforderungen begegnen wollen. Der Mewes-Strategie in ihrer ursprünglichen Fassung als evolutions-konforme bzw. energo-kybernetische Strategie kommt damit eine tragende Rolle zu.

Die vier Prinzipien dieser Strategie

1. Ganzheitliche Spezialisierung - in die Tiefe der Zusammenhänge,

2. Minimumprinzip - Fokus auf den Engpass,

3. Nutzen- vor Gewinnmaximierung,

4. Immaterielles vor Materiellem

müssen dafür noch um eine ethische, zukunftsweisende und salutogene Komponente ergänzt und in ein Konzept integriert werden, das auf der einen Seite unser kollektives Wahrnehmen in Bezug auf Denken, Fühlen und Wollen öffnet und auf der anderen Seite die im Entstehenden begriffenen Zukunftsmöglichkeiten in einem - die Herausforderungen gemeinsam überwindenden - Erneuerungszyklus von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft gestaltet und wirksam werden lässt.

Ethisch: hier nicht im Sinne des Utilitarismus gedacht, sondern in einem repektvollen, wertschätzenden, Ressourcen und Potenziale aktivierenden und fördernden Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber. Integratives Bewusstsein und Denken, das durch eine Konzentration auf materiellen Wohlstand als gemeinsames Ziel für alle ersetzt wurde, muss wieder gestärkt werden.

Zukunftsweisend: Strategien dürfen sich nicht darauf beschränken, aktuelle Probleme zu lösen, sondern müssen die Zukunft in den Blick nehmen. Die Fragen nach dem »Wohin« und »Wozu« werden somit wegweisend für Entwicklungs- und Lernprozesse.

Salutogen: Schließlich gilt für alle organismischen Systeme, ob Mensch oder Organisation, dass sie stets danach streben müssen, »gesund« zu bleiben, um die notwendige Leistungsfähigheit für ihren Erhalt und ihre Entwicklung aufzubringen.